Der unveränderliche Gott und der veränderungsbedürftige Mensch



Bibel­tex­te zur Pre­digt:


Jako­bus­brief, Kapi­tel 1, Vers 17:

Alle gute und voll­kom­me­ne Gabe kommt von oben her­ab, von dem Vater des Lichts,

bei dem kei­ne Ver­än­de­rung ist noch Wech­sel des Lichts und der Fins­ter­nis.

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Hebrä­er­brief, Kapi­tel 12, Vers 8:

Jesus Chris­tus ges­tern und heu­te und der­sel­be auch in Ewig­keit

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Römer­brief, Kapi­tel 12, Vers 2 :

Und stel­let euch nicht der Welt gleich, son­dern ver­än­dert euch durch die Erneue­rung eures Sin­nes.

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Betrach­ten wir zunächst den ers­ten Teil.
Die Bibel sagt, dass Gott unver­än­der­lich ist: Da ist kei­ne Ver­än­de­rung haben wir gera­de gele­sen. Und von Jesus heißt es aus­drück­lich: Jesus Chris­tus, ges­tern und heu­te und der­sel­be auch
in Ewig­keit. Er ist der­sel­be Gott, von Ewig­keit zu Ewig­keit. Für alle,
die Got­tes Wesen und Cha­rak­ter ken­nen, ist des eine groß­ar­ti­ge und
wich­ti­ge Aus­sa­ge. Für den kri­ti­schen Hörer aller­dings — und wir leben
mehr und mehr in einer athe­is­ti­schen Umge­bung, wo das Wort Got­tes nicht
mehr ohne wei­te­res ange­nom­men wird — für den kri­ti­schen Hörer ist das
nicht unbe­dingt eine posi­ti­ve Aus­sa­ge.

Unver­än­der­lich­keit heißt schließ­lich, es bleibt alles wie es war, es
bleibt alles beim alten. Aber, so wird argu­men­tiert, wir leben
schließ­lich davon, dass sich etwas ver­än­dert. Kei­ne Ver­än­de­rung, das
wird gleich­ge­setzt mit Starr­heit, Still­stand, ja Rück­schritt der
Ent­wick­lung.
Natür­lich
ist da auch etwas Wah­res dran. Stel­len wir uns vor, die Ent­wick­lung der
Welt wäre vor gut hun­dert Jah­ren ste­hen geblie­ben. Dann gäbe es kein
Flug­zeug, kein Auto, kein Tele­fon, kein Radio, kein Fern­se­hen usw. Nun,
wird der eine oder ande­re sagen, auf man­ches könn­ten wir auch gut
ver­zich­ten. Aber machen wir uns das nicht zu leicht, den­ken wir nur an
die Ver­än­de­run­gen in der Medi­zin. Wie dank­bar bin ich jedes Mal wenn ich
zum Zahn­arzt muss, dass es eine Betäu­bungs­sprit­ze gibt! Frü­her sind
Men­schen an Krank­hei­ten gestor­ben, die heu­te meist zu hei­len sind. Und
wie froh sind wir, dass sich poli­tisch eini­ges ver­än­dert hat, z.B. der
Zusam­men­bruch der Sowjet­uni­on, der Fall der Mau­er zur DDR und die
Wie­der­ver­ei­ni­gung von Ost- und West­deutsch­land.
Ja,
es ist schon gut, dass sich man­ches ver­än­dert. Des­halb müs­sen wir die
Unver­än­der­lich­keit Got­tes aus einem ganz bestimm­tem Blick­win­kel her­aus
beur­tei­len. Es gibt näm­lich nur einen Zustand, wo Unver­än­der­lich­keit posi­tiv beur­teilt wer­den kann: wenn etwas voll­kom­men ist!
Voll­kom­men heißt ja, es ist das abso­lut Bes­te, das Best­mög­li­che, bes­ser
geht es nicht. Des­halb darf das Voll­kom­me­ne nicht ver­än­dert wer­den,
weil es immer nur in eine Rich­tung zu ver­än­dern ist: zum Unvoll­kom­me­nen,
zum Schlech­te­ren, zum Nega­ti­ven. Es gibt in unse­re Welt kaum etwas
Voll­kom­me­nes, so dass wir schwer ein Bei­spiel dafür fin­den kön­nen. Am
ehes­ten kön­nen wir uns das an einem Kunst­werk klar machen.
Den­ken
wir an ein wert­vol­les Gemäl­de, z.B. an die Iko­ne von dem rus­si­schen
Maler Rubljow, die hei­li­ge Drei­ei­nig­keit Got­tes dar­stel­lend. Kein noch
so genia­ler Maler käme auf die Idee: ich male noch eini­ge Gegen­stän­de
zusätz­lich in das Bild hin­ein, dann ist es erst rich­tig wert­voll und
voll­kom­men. Nein, so ein Kunst­werk ist in sich voll­kom­men, und jeder
noch so klei­ne Pin­sel­strich wür­de das Bild zum Nega­ti­ven ver­än­dern und
es in sei­nem Wert beträcht­lich min­dern. Ja, es unter Umstän­den sogar
wert­los machen, weil die künst­le­ri­sche Voll­kom­men­heit zer­stört wäre.
Die Bibel sagt nun, dass Gott voll­kom­men ist. Voll­kom­men als Per­son, voll­kom­men in sei­nem Den­ken und Han­deln und in allen sei­nen Eigen­schaf­ten.
Im Mat­thä­us-Evan­ge­li­um, Kapi­tel 5, Vers 48, lesen wir, dass der himm­li­sche Vater voll­kom­men ist.
An ande­ren Stel­len heißt es, dass sei­ne Wege voll­kom­men sind, dass das Gesetz des Herrn voll­kom­men ist und eben­so der Got­tes­wil­le.
Von vie­len ande­ren Eigen­schaf­ten Got­tes wird glei­ches mit ande­ren Wor­ten gesagt. Z.B., dass sei­ne Güte jeden
Mor­gen neu ist’. Das bedeu­tet, sie ist immer gleich, ver­än­dert sich
nicht, zeigt kei­ne Ermü­dungs­er­schei­nung, wie sie sich bei uns so schnell
ein­stellt.

Von sei­ner Gna­de, Kraft, Gerech­tig­keit, Gewalt und Wahr­heit wird gesagt, dass sie vom Ewig­keit zu Ewig­keit wäh­ren, sich also nie ver­brau­chen, nie altern oder in ihrer Wir­kung nach­las­sen.
Jetzt
ver­ste­hen wir, dass die Unver­än­der­lich­keit Got­tes kei­nes­wegs
gleich­zu­set­zen ist mit Starr­heit oder Still­stand. Nein, die Aus­sa­ge,
dass unser Gott unwan­del­bar ist, sich nicht ver­än­dert, bedeu­tet
Sicher­heit, Bestän­dig­keit. Auf die­sen Gott kann man Glau­ben grün­den, der
nicht wankt und nicht ent­täuscht wird. Wir brau­chen nicht ängst­lich zu
fra­gen, gilt sein Wort heu­te noch, ist das, was er ges­tern und vor
Tau­sen­den von Jah­ren in sei­nem Wort zu sei­nen Kin­dern gesagt hat, auch
für mich noch gül­tig? Ja! Denn wir haben einen Gott, der sich nicht
ver­än­dert, der unwan­del­bar ist, dem es nicht gereut, was er zuge­sagt
hat. Es gilt für alle Zei­ten:
Sein Wort ist wahr­haf­tig, und was er zusagt, das hält er gewiss. (Psalm 33,4)
Alle sei­ne wun­der­ba­ren Ver­hei­ßun­gen wie z.B.: Ich
bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende. Ich lebe, und ihr sollt
auch leben, und die vie­len ande­ren gött­li­chen Zusa­gen sind für uns
geprüf­te Sicher­heit’, sind Ja und Amen!

Wir
haben einen wun­der­ba­ren Gott! Wir brau­chen, wenn wir mor­gens erwa­chen,
nicht ängst­lich abzu­wä­gen: wie mag unser Gott heu­te gesinnt sein? Soll
ich ihm jetzt mein Anlie­gen vor­tra­gen, oder war­te ich bes­ser bis Mor­gen,
wenn er bes­ser gelaunt ist? Sein Wort sagt: Betet alle­zeit, und: rufe
mich an in der Not, so will ich dich erret­ten! Und: Wenn sie noch reden,
will ich hören. Der, der uns auf­for­dert alle­zeit zu beten, will uns
auch alle­zeit erhö­ren! Ist uns das Beson­de­re die­ser Zusa­ge bewußt? Sind
wir ent­spre­chend dank­bar oder ist uns das schon selbst­ver­ständ­lich
gewor­den?
Dass
das gar nicht so selbst­ver­ständ­lich ist, wur­de mir ein­mal nach­drück­lich
klar, als ich vor eini­gen Jah­ren auf einer Stu­di­en­rei­se in Fern­ost
einen ein­hei­mi­schen Tem­pel in Tai­wan besuch­te. Ich beob­ach­te­te dort, wie
ein älte­rer Mann an einer bestimm­ten Stel­le des Tem­pels eini­ge kur­ze
Stä­be in die Hand nahm, sich sehr kon­zen­trier­te und dann die Stä­be auf
den Boden warf. Er schau­te sie an, und sein Gesicht zeig­te einen
deut­lich ent­täusch­ten Aus­druck, und nie­der­ge­schla­gen ver­ließ er den
Tem­pel. Ich erkun­dig­te mich, was hier vor­ge­gan­gen war. Man erklär­te mir,
dass die Art, wie die Stä­be auf den Boden zu lie­gen kamen, bestimm­ten,
ob man zu die­ser Zeit mit sei­nen Gebe­ten und Anlie­gen zu den Göt­tern
kom­men kann oder nicht. Und die­ser Mann hat­te offen­sicht­lich eine
nega­ti­ve Ant­wort bekom­men.
Stel­len
wir uns das vor, wir sind in Not, und unser Gott hat kei­ne Zeit für
uns. Unvor­stell­bar! Unser Gott ist immer für uns da. Er hat kei­ne
Sprech­stun­den. Die Bibel sagt: Der Hir­te Isra­els schläft und schlum­mert
nicht! Weil er es uns zuge­sagt hat, blei­ben sei­ne Ver­hei­ßun­gen für
alle­zeit unver­än­der­lich, wie er selbst unver­än­der­lich ist in sei­ner
Lie­be und Güte. Aber wir müs­sen auch noch zum zwei­ten Teil der Pre­digt
kom­men. Er heißt

Der ver­än­de­rungs­be­dürf­ti­ge Mensch.

Lesen wir noch ein­mal, was Got­tes Wort dazu sagt:
Und stel­let euch nicht der Welt gleich, son­dern ver­än­dert euch
durch die Erneue­rung eures Sin­nes, auf dass ihr prü­fen möget, was
Got­tes Wil­le ist, näm­lich das Gute und Wohl­ge­fäl­li­ge und Voll­kom­me­ne.
(Römer­brief, 12, 2)

Und im Mat­thä­us-Evan­ge­li­um Kapi­tel 5, Vers 48, lesen wir:
Dar­um sollt ihr voll­kom­men sein, wie euer Vater im Him­mel voll­kom­men ist.
Wir
wer­den also von Gott auf­ge­for­dert, uns zu ver­än­dern. Wir begrei­fen
jetzt auch sofort, war­um die­se For­de­rung gestellt wird: Weil wir unvoll­kom­men sind, dar­um for­dert er uns auf, uns zur Voll­kom­men­heit hin zu ver­än­dern!

Bevor wir das The­ma wei­ter ver­tie­fen, müs­sen wir noch etwas klar­stel­len.
Es ist theo­lo­gisch immer wie­der dar­über gestrit­ten wor­den, ob
Voll­kom­men­heit für einen Men­schen über­haupt erreich­bar sei, und in der
Regel wird das ver­neint. Aber was machen wir dann mit Got­tes Wort? Es
heißt doch nun ein­mal klar und unmiss­ver­ständ­lich: Ihr sollt voll­kom­men
sein. Es gibt nur zwei Mög­lich­kei­ten: ent­we­der stimmt Got­tes Wort nicht,
oder bei uns stimmt etwas nicht. Ich habe mich ent­schlos­sen, in sol­chen
Fäl­len grund­sätz­lich das Letz­te­re anzu­neh­men. Ich gehe davon aus, dass
das gan­ze auch eine Defi­ni­ti­ons­fra­ge ist, dass wir also klä­ren müs­sen,
was ist mit Voll­kom­men­heit gemeint. Unse­re Voll­kom­men­heit wird eine
ande­re sein, als die bei Gott, denn wir sind Men­schen und nicht Gott.
Lasst uns das nicht kom­pli­zier­ter machen, als es ist.
Voll­kom­men wer­den bedeu­tet mei­nes Erach­tens nichts ande­res als:

Die Per­sön­lich­keit wer­den, die Gott sich vor­ge­stellt hat,

als er mich und dich ins Leben, und ins­be­son­de­re zum Glau­ben rief.
Wir
kön­nen es auch so for­mu­lie­ren, dass es dar­auf ankommt, ein Gott
wohl­ge­fäl­li­ges Leben zu füh­ren. Das bedeu­tet dann auch, dass jeder
sei­nen ganz per­sön­li­chen Voll­kom­me­nen­stand errei­chen kann. Dass das
mög­lich ist, dafür gibt es in der Bibel genug Bei­spie­le. Von Zacha­ri­as
und Eli­sa­beth, den Eltern von Johan­nes dem Täu­fer, wird es gesagt.
Henoch und Elia führ­ten ein solch Gott wohl­ge­fäl­li­ges Leben, dass sie,
ohne den Tod zu sehen, in die himm­li­sche Herr­lich­keit ein­ge­hen konn­ten.
Abra­ham, der Vater des Glau­bens, hat sicher ein gott­wohl­ge­fäl­li­ges Leben
geführt. Von David, dem König Isra­els, sagt die Bibel, dass er ein Mann
nach dem Her­zen Got­tes war, und sicher müs­sen wir sagen, dass er es
erst gewor­den ist, trotz Sün­de und Schuld.

Und noch vie­le Män­ner und Frau­en der Bibel, aber auch der
Kir­chen­ge­schich­te, die uns viel­leicht unbe­kannt, aber Gott sehr wohl
bekannt sind, gehö­ren dazu. Sind wir also dem Wort Got­tes gehor­sam und
trach­ten danach, uns zu ver­än­dern zu der Voll­kom­men­heit hin, die Gott
für uns bestimmt hat. Dabei wol­len wir uns in Erin­ne­rung rufen, dass es
schon ein­mal eine Zeit gege­ben hat, wo der Mensch voll­kom­men war und
Gott wohl­ge­fäl­lig gelebt hat. Im 1. Buch Mose heißt es:
Gott
schuf den Men­schen zu sei­nem Bil­de… und seg­ne­te sie.. und Gott sah
alles an, was er gemacht hat­te, und sie­he, es war alles sehr gut!

Auch
der Mensch war sehr gut’, das heißt, voll­kom­men, so wie Gott sich ihn
vor­ge­stellt hat­te. Denn er war nach dem Bil­de Got­tes geschaf­fen und
daher nicht ver­än­de­rungs­be­dürf­tig. Im Gegen­teil! Gott warn­te
die Men­schen davor, ihren Zustand zu ver­än­dern. Er sag­te ihnen, was sie
auf kei­nen Fall tun dürf­ten, damit sich ihr Zustand nicht änder­te. Er
sag­te ihnen auch, dass bei einer Ver­än­de­rung sich ihre Situa­ti­on zum
Schlech­ten wen­den wür­de: der Tod wäre die Fol­ge! Denn sie waren in der
bes­ten Situa­ti­on, die man sich vor­stel­len konn­te: In der voll­kom­me­nen
Gemein­schaft mit Gott. Aber der Mensch war den Gebo­ten Got­tes nicht
gehor­sam. Durch die Sün­de änder­te sich das Ver­hält­nis zu Gott. Sie
hat­ten das ein­fa­che und logi­sche Prin­zip nicht erkannt, dass jede
Ver­än­de­rung der Voll­kom­men­heit nur nach unten, zum Nega­ti­ven statt­fin­den
kann.
So
wur­de die Bezie­hung zu Gott abge­schnit­ten, der Mensch war geist­lich
allein, ja, tot in Sün­den, weil er sich von dem Leben’, von Gott ,
getrennt hat­te. So fiel er aus der Voll­kom­men­heit Got­tes in die völ­li­ge
Unvoll­kom­men­heit des sün­di­gen Men­schen ohne Gott.

Aber seit die­ser Zeit lebt in jedem Men­schen eine tie­fe Sehn­sucht, die
Sehn­sucht nach der Voll­kom­men­heit, die letzt­lich eine Sehn­sucht nach der
Gemein­schaft mit dem voll­kom­me­nen Gott ist. Das trägt oft selt­sa­me
Früch­te, da der Mensch aus eige­ner Kraft die­ser Voll­kom­men­heit näher
kom­men will. So wer­den die Stars aus Film, Fern­se­hen und Sport
ange­him­melt’, in Fan — Clubs ver­ehrt. Sie sind doch wenigs­tens in ihrem
Fach so gut wie voll­kom­men, sind die Ers­ten, die Aller­bes­ten,
Super­stars. Und indem man sich mit ihnen iden­ti­fi­ziert, hat man selbst
das Gefühl, an dem Stück Voll­kom­men­heit betei­ligt zu sein. Oft wird dann
Kar­rie­re­stre­ben zu einer Sucht und die Erfolg­lo­sen ver­zwei­feln.
Und
selbst in huma­ni­tä­ren und christ­li­chen Diens­ten spielt die­ses Stre­ben
oft eine Rol­le. Man will sich selbst — meist unbe­wusst — bewei­sen, wie
gut man doch eigent­lich ist, indem man sich um ande­re küm­mert und sich
für sie voll­kom­men auf­op­fert’, im Grun­de genom­men aber nur sich selbst
bestä­ti­gen will. Was die Bibel aber meint, wenn sie von Nächs­ten­lie­be
spricht, bedeu­tet, in Selbst­lo­sig­keit, aus wah­rer Lie­be, dem ande­ren
die­nen, das heißt, in die Eigen­schaf­ten Jesu hin­ein­zu­wach­sen. Aber
ver­su­chen wir zunächst ein­mal grund­sätz­lich zu klä­ren, wie nähern wir
uns nach bibli­schen Vor­bild der Voll­kom­men­heit, die Gott will? Und was
bedeu­tet Voll­kom­men wer­den in unse­rem Zusam­men­hang? Nun, nichts ande­res
als dass wir in unse­rer Gesin­nung und unse­rem Han­deln dem Wesen Jesu
ähn­li­cher wer­den!
Aus
dem Wor­te Got­tes erfah­ren wir, dass das in zwei Schrit­ten vor sich
geht, die nur Gott ein­lei­ten und durch­füh­ren kann. Es geht dar­um, dass
wir zum ers­ten in einen neu­en Stand und zum zwei­ten in einen neu­en Zustand gelan­gen. Spre­chen wir zunächst über den ers­ten Schritt, dass wir in einen neu­en Stand ver­setzt wer­den müs­sen. Die­se Auf­ga­be hat Jesus über­nom­men. Die Bibel sagt im Johan­nes Evan­ge­li­um Kapi­tel 1, Ver­se 11 + 12:
Er (Jesus) kam in sein Eigen­tum, aber die Sei­nen nah­men ihn nicht auf, wie vie­le ihn aber auf­nah­men, denen gab er Macht Got­tes Kin­der zu wer­den, die an sei­nen Namen glau­ben.
Man
muss sich der Groß­ar­tig­keit die­ses Wor­tes bewußt wer­den: Wer an Jesus
glaubt, der wird durch die Wie­der­ge­burt im Hei­li­gen Geist zu einem Kind
Got­tes! Wir sind Got­tes­kin­der, mit allen dar­aus resul­tie­ren­den Rech­ten!
Sind
wir Kin­der (Got­tes), so sind wir auch Erben, näm­lich Got­tes Erben und
Mit­er­ben Chris­ti… auf dass wir auch mit ihm zur Herr­lich­keit erho­ben
wer­den. (Römer­brief, 8,17)

Wer
es fas­sen kann, der fas­se es : Wir sind Kin­der des leben­di­gen Got­tes.
Das bedeu­tet in die­sem Punkt, der Mensch ist voll­kom­men, denn höher als
zum Stand der Kin­der Got­tes kann er nicht erho­ben wer­den. Es ist
wun­der­bar und unbe­greif­lich in einem: Aus einem in Sün­den Ver­lo­re­nen,
zum Tode Ver­ur­teil­ten, wird ein voll­wer­ti­ges, voll­kom­me­nes Kind Got­tes.
Damit wir ganz ver­ste­hen, was tat­säch­lich vor­geht, will ich das gan­ze
mit einem Bei­spiel ver­tie­fen:
Wir
haben in Euro­pa noch eini­ge Königs­häu­ser, u.a. auch in Schwe­den. Dort
amtiert der König Karl Gus­tav mit sei­ner Gat­tin Syl­via. Als der König
Karl Gus­tav sich sei­ne Gemah­lin such­te, fiel sei­ne Wahl auf ein
ein­fa­ches deut­sches Mäd­chen, eben die­se Syl­via, die eine Hos­tess war,
ein ehren­wer­ter Beruf, aber kei­ne Spur von Adel, nichts König­li­ches,
eine Bür­ger­li­che’. Aber als der König sie hei­ra­te­te, wur­de in einem
Augen­blick, nur durch das Ja” des Königs zu ihr und das Ja” sei­ner
Braut zu ihm, aus der Bür­ger­li­chen eine Köni­gin, mit allen Rech­ten und
Pflich­ten. Sie brauch­te und konn­te nichts dazu bei­tra­gen, allein durch
die Erwäh­lung des Königs wur­de sie in den könig­li­chen Stand erho­ben.
Genau das hat bei uns in geist­li­cher Hin­sicht statt­ge­fun­den. Allein
durch die Erwäh­lung Jesu, durch sein Ja” zu uns, sind wir in den Stand
der Kin­der Got­tes erho­ben wor­den.
Wir
haben zwar kei­nen Grund, uns auf die­se Tat­sa­che etwas ein­zu­bil­den, weil
wir nichts dazu­tun konn­ten, aber eine tie­fe, unaus­lösch­li­che Freu­de und
ein gro­ße Dank­bar­keit soll­ten und dür­fen wir dar­über emp­fin­den. In
einem hinkt natür­lich die­ses Bei­spiel. Dem König hat die Erhe­bung sei­ner
Braut in den könig­li­chen Stand nur ein Ja” vor dem Trau­al­tar gekos­tet,
unse­rem Herrn Jesus aber hat unse­re Erwäh­lung das Leben gekos­tet, er
muss­te den bit­te­ren Tod am Kreuz dafür ster­ben. Dazu kam er als Mensch
auf die­se Erde, gab sei­ne gött­li­che Voll­kom­men­heit auf und kam in der
Gestalt des unvoll­kom­me­nen Men­schen, nahm unse­re Schuld auf sich und mit
ans Kreuz. Mit ihm starb auch unser alter Mensch und mit ihm auf­er­stand
auch der neue Mensch, beru­fen zur Kind­schaft Got­tes.

Aber damit haben wir nur den ers­ten Schritt zur Errei­chung der
Voll­kom­men­heit in Chris­tus auf­ge­zeigt. Das umfasst noch nicht alles, was
die Bibel mit Erneue­rung eures Sin­nes’ meint. Es muss nun der zwei­te Schritt erfol­gen, der uns in einenneu­en Zustand ver­setzt.
Was
gemeint ist, kön­nen wir noch ein­mal an dem eben genann­ten Bei­spiel vom
Königs­haus erklä­ren. Als das Mäd­chen Syl­via durch die Erwäh­lung des
Königs Köni­gin wur­de, war sie zwar in den Stand , aber noch nicht in den Zustand einer
Köni­gin gekom­men. Das heißt, sie beherrsch­te noch nicht das könig­li­che
Zere­mo­ni­ell, sie wuss­te noch nicht, wie man sich könig­lich’ benimmt, z.
B. auf einem Staats­emp­fang oder einem Ban­kett usw. Ein könig­li­cher
Stand macht noch kei­nen könig­li­chen Cha­rak­ter!
Das
alles hat sie — zum Teil auch bit­ter und schwer und unter Trä­nen — 
ler­nen müs­sen! Das glei­che gilt auch für unser geist­li­ches Leben. Der Stand als Kin­der Got­tes bringt uns noch nicht in den Zustand eines
Got­tes Kin­des, macht noch kei­nen geist­li­chen Cha­rak­ter, macht uns noch
nicht Jesus-ähn­lich. Das dies aber nach und nach geschieht, dafür sind
wir mit­ver­ant­wort­lich. Ich möch­te erklä­ren, wie das gemeint ist. Die
Bibel sagt, dass wir bei der Bekeh­rung, wenn wir in den neu­en Stand
hin­ein­kom­men, wie­der­ge­bo­ren wer­den. Man könn­te sagen, dass wir — 
geist­lich gese­hen — eine neue Gen­struk­tur bekom­men, die
ent­wick­lungs­fä­hig ist, wie im natür­li­chen Leben bei einem neu­ge­bo­re­nen
Kind. Natür­lich ent­wi­ckelt sich vie­les ohne unser Zutun. Aber spä­tes­tens
in einem gewis­sen Alter sind wir selbst in der Lage, unse­re Ansich­ten
und Mei­nun­gen zu bil­den, in der Lage, Gutes und Schlech­tes zu
unter­schei­den und es zu tun oder zu las­sen und damit unse­ren Cha­rak­ter
zu bil­den. Selbst für unse­ren Kör­per sind wir ver­ant­wort­lich und kön­nen
viel für unse­re Gesund­heit tun.

Ganz ähn­lich ist es auch mit den geist­li­chen Anla­gen, die wir durch den
Hei­li­gen Geist bekom­men. Vie­les ent­wi­ckelt sich ohne unser Zutun. Bei
vie­len ande­ren Din­gen aber sind wir gefragt und bil­den durch unse­re
Ent­schei­dun­gen unse­ren geist­li­chen Cha­rak­ter. Ob wir treue
Gemein­de­glie­der sind, Got­tes Wort hören und tun, sei­ne Gebo­te hal­ten,
Nächs­ten­lie­be prak­ti­zie­ren oder nicht, liegt an uns! Und man­ches ande­re
wäre hier noch zu nen­nen.

Jesus will nun, dass wir nicht nur im Stand der Kin­der Got­tes sind, son­dern dass wir auch in den ent­spre­chen­den geist­li­chen Zustand kom­men,
dass wir auch wie Kin­der Got­tes leben und uns beneh­men. Die Welt soll
an unse­rem Ver­hal­ten erken­nen, dass wir Kin­der Got­tes sind. So sagt
Jesus unmiss­ver­ständ­lich in Johan­nes 13, Ver­se 34 + 35:
Ein
neu Gebot gebe ich euch, dass ihr euch unter­ein­an­der lie­bet, wie ich
euch geliebt habe… dar­an wird jeder­mann erken­nen, dass ihr mei­ne
Jün­ger seid, so ihr Lie­be unter­ein­an­der habt

Und aus unse­ren mis­sio­na­ri­schen Bemü­hun­gen her­aus wis­sen wir, dass die Welt tat­säch­lich nur an
unse­rer Lie­be misst, ob wir wirk­lich den Namen Chris­ten ver­die­nen. Sie
wol­len nicht from­mes Reden, son­dern christ­li­ches Tun und Ver­hal­ten!
Unter man­chen Chris­ten gras­siert in letz­ter Zeit ein Spruch, der lau­tet:
Wir Chris­ten sind nicht bes­ser als ande­re, aber wir sind bes­ser dran.
Das ist ein voll­kom­men unbi­bli­scher Spruch. Jesus sagt:
Denn
ich sage euch: Wenn eure Gerech­tig­keit nicht bes­ser ist als die der
Schrift­ge­lehr­ten und Pha­ri­sä­er, so wer­det ihr nicht in das Him­mel­reich
kom­men. (Mat­thä­us 5, 20)

Das
ist ein erns­tes Wort. In den Bibel­ver­sen, die wir zuvor gele­sen haben,
heißt es: Stel­let euch nicht der Welt gleich . Das heißt sicher­lich
nicht, dass wir alles anders machen als die Kin­der die­ser Welt: Wir
wer­den auch essen, trin­ken, schla­fen, arbei­ten und Fami­lie haben, uns an
schö­ne Kunst und an der Natur erfreu­en usw. Aber wir wer­den in einer
neu­en Gesin­nung leben. Wir wol­len nicht unbe­dingt die Ers­ten und Bes­ten
sein um Anse­hen und Ruhm zu haben, son­dern wir wol­len eine gute Leis­tung
brin­gen und tüch­tig sein, um Gott bes­ser die­nen zu kön­nen. Jesus sagt:
Wer der Ers­te unter euch sein will, der sei euer aller Die­ner.

Und wei­ter:

So lasst euer Licht leuch­ten vor den Leu­ten, damit sie eure guten Wer­ke sehen und euren Vater im Him­mel prei­sen. (Mat­thä­us 16,5)
Alle
die wun­der­ba­ren Eigen­schaf­ten, die uns in Gala­ter 5, 22 genannt wer­den:
Lie­be, Freu­de, Frie­de, Geduld, Freund­lich­keit, Güte, Glau­be, Sanft­mut,
Selbst­be­herr­schung, sol­len durch uns zu den Men­schen getra­gen wer­den.
Das heißt, es muss eine durch­grei­fen­de Cha­rak­ter­än­de­rung gesche­hen. Aber
kann man das, ist das mög­lich, ist das nicht eine Über­for­de­rung? Müs­sen
wir dar­an nicht genau­so schei­tern wie die Men­schen der Welt, die durch
Rin­gen und Stre­ben ver­su­chen, der Voll­kom­men­heit ein Stück näher zu
kom­men und doch nichts errei­chen? Nun, wenn wir es aus eige­ner Kraft
voll­brin­gen wol­len, wer­den wir sicher­lich schei­tern. Aber der zitier­te
Bibel­vers aus dem Gala­ter­brief steht in einem Zusam­men­hang,

den wir unbe­dingt beach­ten müs­sen:

Es heißt dort: die Frucht aber des Geis­tes ist Lie­be, Freu­de, … usw.
Als
der Herr Jesus die­se Welt ver­ließ, wuss­te er, dass er sei­ne Jün­ger in
dem Stand der Kin­der Got­tes zurück­ließ, aber auch eben im Stand der Kin­der. Wie­der­ge­bo­ren
zu einem neu­en Leben, aber auch geist­lich noch Kin­der: unvoll­kom­men in
Cha­rak­ter und Ver­hal­ten und in vie­len Din­gen schwach und ver­such­lich.
Dar­um ver­hieß er uns, sei­nen Nach­fol­gern:
Ich
wer­de euch nicht als Wai­sen zurück­las­sen, son­dern ich wer­de den Vater
bit­ten, und er wird euch einen ande­ren Bei­stand (den hei­li­gen Geist)
geben, dass er bei euch sei in Ewig­keit. (Johan­nes 14, 18)

Und an ande­rer Stel­le heißt es:
Ihr wer­det die Kraft des Hei­li­gen Geis­tes emp­fan­gen… und wer­det mei­ne Zeu­gen sein.

(Apos­tel­ge­schich­te 1, 8)
Das
ist das Wun­der­ba­re bei unse­rem Gott, er stellt nicht nur For­de­run­gen an
uns, son­dern gibt uns auch die Mit­tel und die Kraft, sie zu
ver­wirk­li­chen, den Hei­li­gen Geist. Die Ver­än­de­rung unse­res Sin­nes,
unse­res Den­kens, Han­delns und Ver­hal­tens wird zwar von uns erwar­tet,
aber durch geist­li­che Kraft. Damit wir mit gött­li­cher Lie­be lie­ben
kön­nen, ist die:
Lie­be Got­tes aus­ge­gos­sen in unse­re Her­zen, durch den Hei­li­gen Geist, wel­cher uns gege­ben ist.

(Römer 5, Vers 5)

Bei uns liegt es, uns den Kraft­wir­kun­gen des Geis­tes hin­zu­ge­ben, zu ler­nen und uns ver­än­dern wol­len, dann
wird ER das Voll­brin­gen wir­ken. Dann wird auch schnell die Frucht des
Geis­tes Got­tes sicht­bar: zuerst die LIE­BE. Und wenn wir mis­sio­na­risch
und als treue Gemein­de­glie­der leben, wer­den auch bald die ande­ren
Frucht­tei­le sicht­bar werden:Friede, Freu­de, Geduld, Freund­lich­keit,
Güte, Glau­be, Sanft­mut, Selbst­be­herr­schung, die wir im Umgang
mit­ein­an­der und mit unse­ren Nächs­ten so drin­gend brau­chen!
Nun
wird manch einer trotz allem viel­leicht sagen: Leicht wird das nicht,
in die Voll­kom­men­heit Jesu hin­ein­zu­wach­sen. Da hat er sicher­lich recht.
Aber alle wert­vol­len Din­ge im Leben sind nicht ein­fach zu erlan­gen, aber
es lohnt sich, nach ihnen zu stre­ben. Und in unse­rem Fall bedeu­tet es
letzt­lich, ein Gott wohl­ge­fäl­li­ges Leben zu füh­ren, wie wir gesagt
haben, und das ist bestimmt erstre­bens­wert. Wir sind Jün­ger, und
Jün­ger­sein bedeu­tet, Ler­nen­der zu sein und zu blei­ben. Des­halb sind wir
hier alle gefragt, die Jun­gen wie die Alten. Und wenn wir schon ein­mal
das inves­tie­ren, was wir aus Gna­den emp­fan­gen haben, näm­lich den Glau­ben
an den all­mäch­ti­gen Gott, dann wer­den wir auch erle­ben, was die Bibel
ver­heißt, dass wir:
alles ver­mö­gen durch den, der uns mäch­tig macht, Chris­tus! (Phil­ip­per 4, 13)
Und
wir wer­den in die Freu­de kom­men, wenn wir erle­ben, wie Er , der
unver­än­der­li­che, voll­kom­me­ne und star­ke Gott, uns, die unvoll­kom­me­nen
und schwa­chen Nach­fol­ger, zu gott­wohl­ge­fäl­li­gen Men­schen umge­stal­tet und
uns so ver­än­dert, dass wir in unse­rem Den­ken und Wol­len und Tun ein
Zeug­nis sind für IHN. Dass wir in die­ser hei­li­gen Übung gut mit­ein­an­der
vor­an­kom­men, wün­sche ich mir und uns allen! Amen!